400.000 Eier in der Brut - Im Jahre 2000 sind wieder Lachse in der Wupper
Der [damalige] erste Gewässerwart, hockt an einer grauen Wanne, saugt an einem Schlauch und ist ganz sicher: „In der Wupper gibt’s bald wieder Lachse.“ Dafür sorgt er mit 15 Freunden vom „Bergischen Fischerei-Verein“. Drei Stunden täglich wachen sie im Bruthaus am Beyenburger Stausee über 400.000 Lachseier in 40 Wannen, pflegen die Brut – alles ehrenamtlich! Ihr Ziel unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Johannes Rau: Lachse sollen in unseren Gewässern wieder heimisch werden. Der letzte Lachs in der „Wupper wurde 1830 nachgewiesen . . . Im September 1995 begann der Bau der Brutstation. Im April wird sie offiziell eröffnet. BILD schaute sich schon um. Erster Vorsitzender: „Die Wasserqualität der Wupper ist mittlerweile sehr gut. Wir setzen die 15 Millimeter großen Jung-Lachse per Hand ein. Hoffen, daß ein Prozent der ausgewachsenen Fische wieder in das Heimatgewässer Wupper zurückkehrt und hier laicht.“ Bis dahin werden vier bis sechs Jahre vergehen. Ihre Jugend verbringen die Lachse in der Wupper, wandern dann über den Rhein und die Nordsee bis nach Grönland, wachsen bis zu einem Meter Länge. Die Eier kommen aus Irland und Schottland, kosten 20 Pfennig. Rolf Schulte: „Wir finanzieren das Projekt zur Hälfte selbst, arbeiten ehrenamtlich 800 Stunden pro Zuchtsaison.“ Die Ministerin in der Sardinen-Büchse Umweltministerin Bärbel Höhn besuchte 600 000 Fischkinder im Bruthaus des Fischerei-Vereins. (ulk). In katholischen Gegenden braucht’s zu einer Einweihung natürlich echtes Weihwasser. Bei der „Einweihung“ des neuen Bruthauses des Bergischen Fischerei-Vereins im mittlerweile überwiegend evangelischen Beyenburg tat es das Wasser des Lohbaches auch. Zumal es weniger auf das Haus als mehr auf seinen Inhalt ankam. 600000 Fischkinder haben hier noch für etwa zwei Wochen ein kühles Zuhause. Und denen ist das kristallklare Quellwasser sicher viel lieber als das abgelagerte Weihwasser aus dem Kirchenbecken. Vorsitzender Rolf Schulte aus Rade und Gewässerwart Helmut Wuttke sorgten allerdings mit illustren Gästen aus Politik und Vereinswesen für weihevolle Atmosphäre. Nicht im Bruthaus, denn da herrschte angesichts des zahlreichen Jubiläumsbesuches drangvolle Enge wie in einer Sardinenbüchse. Zur Feierstunde des neugebauten Hauses begab man sich nach ausgiebiger Besichtigung des glitschigen Nachwuchses ins (evangelische) Gemeindehaus in Neu-Beyenburg. „Ich mag Fisch in jeder Beziehung“, gestand die Ministerin. „Auch auf dem Teller. Aber hier geht es mir vor allem um den Fisch als sicheren Anzeiger für hervorragende Wasserqualität.“ Darum hatte ihr Ministerium auch 50000 Mark zum 150000 Mark teuren Bruthausprojekt des Fischerei-Vereins hinzugegeben. „Wenn wir Fische in unseren Gewässer wieder heimisch machen wollen, geht es nicht ohne Menschenhand“, lobte sie die Arbeit des 400 Mitglieder starken Vereins. Ziel der neuen Brutanlage: Jährlich sollen hier etwa 600000 Lachse und Forellen für die Wupper groß gezogen werden. Nicht nur zum Angeln, sondern in erster Linie, um den Lachs im heimischen Gewässer neu anzusiedeln. „Eine Anglerin bin ich nicht“, so Bärbel Höhn. „Aber in Ruhe zu sitzen und nachzudenken, reizt mich an diesem Sport schon. Allerdings bekomme ich Probleme, wenn ich die Tiere dann töten müßte.“ In ihren Grußworten zur Einweihung des neuen Bruthauses am Stausee hoben [der damalige] Vorsitzender Rolf Schulte, Rades Bürgermeister Friedel Müller und Fritz Bergmann als Präsident des Landesfischereiverbandes die ökologische Bedeutung der Arbeit im neuen Bruthaus hervor. In zwei Wochen werden die Tiere ins Leben entlassen.
Bild 21.03.97 Von RALF STIFTER